Nachdem die Bürger im vergangenen Jahr durch die gesenkte Mehrwertsteuer bis Jahresende finanziell etwas entlastet wurden, werden die Rechnungen in 2021 deutlich höher ausfallen. Es geht aber nicht nur um die Rückkehr zum normalen Steuersatz: Die Preise für Strom, Heizöl und Energie steuern auf ein Rekordhoch zu. Woran liegt das? Und ist eine Besserung in Sicht?
Blitzschneller Preisanstieg
„Der Strompreis für Verbraucher erreicht ein neues Allzeithoch“, berichtet Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24 der Tagesschau. Die Kosten für Strom haben sich seit der Jahrtausendwende in Deutschland mehr als verdoppelt. Nun erreichten sie im August mit durchschnittlichen 30,4 Cent pro Kilowattstunde (kWh) ein neues Rekordhoch. Somit stieg der Preis laut dem Vergleichsportal Verivox für einen Privathaushalt mit einem Verbraucht von 4.000 kWh von 1.150 Euro auf 1.216 Euro.
Die Energiekosten für einen drei-Personen-Musterhaushalt lagen vor zwölf Monaten noch bei 3.411 Euro. Im August 2021 werden für dieselbe Menge Energie 4.063 Euro fällig. Das entspricht einem Anstieg von 19 Prozent oder 652 Euro innerhalb eines Jahres. „Die Kosten für Heizung, Strom und Sprit liegen aktuell auf dem höchsten Stand seit 2012. Damals erreichten die Preise an den Tankstellen und bei den Heizölhändlern einen historischen Höchstwert“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Deutsche zahlen mehr
Mit derart hohen Stromkosten steht Deutschland tatsächlich alleine da – an der Spitze der Preisliste Europas. Nach Auswertungen des Europäischen Statistikamts Eurostat landet Deutschland mit knapp 0.30 Euro pro kWh auf Platz eins. Auf dem Siegertreppchen liegen dicht gefolgt Dänemark und Belgien mit etwa 0,28 Euro. Im unteren Bereich des Rankings befinden sich Länder wie Kroatien mit 0,13 Euro, Ungarn mit 0,10 Euro oder Montenegro mit 0,99 Euro. Doch auch im weltweiten Vergleich schneidet Deutschland schlecht ab. Laut Tagesschau ist der Bundesstaat auch hier – mit 0,39 US Dollar pro kWh – an der Spitze der Stromzahler.
Zahlreiche Gründe
Die Gründe für den Kostenanstieg sind vielfältig. Zum Jahreswechsel wurde die kurzfristig gesenkte Mehrwertsteuer zurück auf ihren ursprünglich Satz von 16 auf 19 Prozent erhöht. Dies macht jedoch nur einen geringfügigen Unterschied. Ein weiterer Faktor sind die seit Jahrzehnten steigenden Steuern, Abgaben und Umlagen, die inzwischen mehr als 50 Prozent der Stromkosten ausmachen. Hinzu kommt laut Bericht der Tagesschau noch „die wirtschaftliche Erholung, schwächere Windverhältnisse und eine regnerische erste Jahreshälfte im Vergleich zu 2020 sowie die steigenden Weltmarktpreise für fossile Brennstoffe“. Darüber hinaus nimmt Deutschland 2022 das letzte Atomkraftwerk vom Netz. Experten sagen daher in näherer Zukunft keinen Rückgang des Preisanstiegs voraus. Thorsten Storck erklärt, wie die Politik hier entgegenwirken könnte: „Eine Entlastung kann es nur geben, wenn der hohe Anteil an Steuern, Abgaben und Umlagen am Strompreis nach der Bundestagswahl schnell reduziert wird.“
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