Erstmals seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren greift die amerikanische Notenbank Federal Reserve System (FED) mit 53,15 Milliarden Dollar in den Geldmarkt ein. Ein weiteres Overnight-Repo-Geschäft, so die Bezeichnung eines solchen Eingriffs, plante die Fed für den gestrigen Mittwoch. Hierbei handelt es sich um eine Rückkaufvereinbarung, bei welcher sich die Banken kurzfristig Bargeld von der FED leihen und im Gegenzug Staatspapiere und Wertpapiere als Sicherheit hinterlegen.
Gründe für den Eingriff
In der Vergangenheit bestand keine Notwendigkeit für einen solchen Repo-Deal, da die Banken in der Vergangenheit über ausreichend Liquidität verfügten. Dies änderte sich am Montag, als mehrere Ereignisse aufeinandertrafen. Experten sehen zwei Kernfaktoren. Zum einen fiel die vierteljährliche Unternehmenssteuer an und zum anderen haben Banken und Investoren Staatsanleihen in Höhe von 78 Milliarden Dollar gekauft. Beide Ereignisse haben dem Markt Liquidität entzogen. Durch die Liquiditäts-Verknappung stiegen die Zinsen auf dem Geldmarkt, auf welchem sich die Banken gegenseitig Geld leihen. Im Normalfall wird sich hier am Leitzins orientiert. Am Dienstag jedoch explodierte der Zins für Overnight-Repo-Geschäfte um zeitweise zehn Prozent. Das ist mehr als viermal so viel als der von der FED festgelegte Leitzins.
Wird es ein neues QE geben?
Viele Finanzmarktexperten gehen von weiteren Eingriffen aus. Jeffrey Gundlach, Gründer und Chef des Finanzhauses DoubleLine Capital, rechnet „ziemlich bald“ mit einem „QE lite“, also einer unkonventionellen Lockerung der Geldpolitik, so die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Eine solche Lockerung erhöht die Geldmenge und fördert sowohl die Kreditvergabe als auch Investitionen. Das QE-Programm steht für Anleihekäufe der FED, die aus der Finanzkrise resultierten.
Ungünstiges Timing für die FED
Die oben genannten Anleihekäufe vergrößerten die Bilanz der FED auf 4,5 Billionen US Dollar. Diese versucht, ihre Bilanz seit Oktober 2017 wieder zu normalisieren. Zum Vergleich: Anfang September 2008 lag die Bilanz noch unter einer Billionen US Dollar. Beim Abbau der angeschwollenen Bilanz wurden auch Fortschritte gemacht, denn Anfang August lag die Bilanz unter 3,70 Billionen Dollar. In Anbetracht der Umstände kommt eine solche Finanzspritze natürlich ungünstig. Desweiteren traf die FED gestern Abend ihren Zinsentscheid: Zum zweiten Mal in Folge wurde der Leitzins um 0,25 Prozentpunkte gesenkt.
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